Freimaurerloge  
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Katharinenlinde « 

i.Or. Esslingen am Neckar

Der, etwas seltsame Begriff, Freimaurer ist eine ungenaue Ãœbersetzung des englischen Wortes Freemason, das im Mittelalter die Steinmetzen und Kirchenbauer bezeichnete.

 

Im 13. Jahrhundert erteilte die Kirche europaweit Aufträge zur Errichtung riesiger Sakralbauten. Dadurch entstanden so genannte Bauhütten (englisch Lodges). Diese zunftähnlichen Zusammenschlüsse bestanden aus Architekten, Bildhauern, Malern, Maurern und Steinmetzen. Von den Mitgliedern wurden große Kunstfertigkeiten erwartet. Da von den einfachen Handwerkern zu jener Zeit aber nur die wenigsten lesen und schreiben konnten, musste man ihnen das Gedankengut, welches sie in ihren Werken zum Leben erwecken sollten, auf andere Weise möglichst ausdrucksstark vermitteln. Dies geschah, indem man Rituale entwickelte, in denen durch Wechselgespräche und symbolische Handlungen bestimmte Informationen, besonders biblische Geschichten, veranschaulicht wurden.

 

Mit Hilfe solcher Rituale wurden auch neue Mitglieder in die Bauhütte initiiert, indem man ihnen Erkennungszeichen und Passworte mitteilte. Dadurch konnten sie sich später als Mitglieder ausweisen. Auf diese Weise wurde sichergestellt, dass Zunftgeheimnisse, also Materialkenntnisse, Baupläne und ähnliches, nicht ausgespäht werden konnten.

 

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts änderte sich die Auftragslage. Der Kirche mangelte es an finanziellen Mitteln. Insbesondere der 30-jährige Krieg hatte unsagbar viel Geld gekostet und der Ablasshandel war im Zuge der Reformation und der Kirchenspaltung zum Erliegen gekommen. In der Folge sank die Zahl der Dombauhütten rapide. Nach und nach wurden dadurch die handwerklichen Elemente aus der Bauhüttenkultur verdrängt. Was blieb, waren die Rituale, die Erkennungszeichen, das Philosophieren und die Möglichkeit, in einem geschützten Raum frei zu sprechen. Dies lockte Bürger und aufgeklärte Adlige über die Konfessionsgrenzen hinweg an. Irgendwann verschwanden die operativen Elemente gänzlich aus dem Bauhüttenleben und es entstand die so genannte spekulative Freimaurerei. Man baute also nicht länger an einer Kathedrale aus Stein, sondern am symbolischen „Tempel der Humanität“ (angelehnt am ursprünglichen, zunftgemäßen Symbol des Salomonischen Tempelbaus).

 

In einem langen Selbstfindungsprozess wurde die Frage erörtert, was mit der Bauhüttenkultur geschehen solle und wie es ohne handwerkliches Tätigsein weitergehen könnte. Im Jahr 1717 vereinigten sich vier alte Werkmaurerlogen in London und Westminster zur Großloge von England. Sie versammelten sich zur Wahl eines Großmeisters. Zugleich wurden Kultus und Verfassung erneuert. Damit war die moderne Freimaurerei geboren, die von England nach Frankreich, Deutschland und in die ganze Welt überschwappte.

 

Im Laufe der Zeit entwickelten sich verschiedene (Lehr-)Systeme der Freimaurerei. Allen gemeinsam sind die ursprüngliche handwerkliche Symbolik und die drei Grade. An vielen Stellen wurden die Systeme um weitere Symbole, beispielsweise aus alten Mysterienbünden, erweitert und hier und da besondere und andere Akzentuierungen gesetzt.

DIE GESCHICHTE UNSERER LOGE

 

Am 1. April 1864 wurde unter der Schirmherrschaft der Stuttgarter Loge „Wilhelm zur aufgehenden Sonne“ das Freimaurerkränzchen „Zur Katharinenlinde“ in Esslingen am Neckar gegründet.

 

Die Gründer waren Vertreter des geistigen und wirtschaftlichen Lebens, bedeutende Unternehmer, Angehörige freier Berufe, Handwerker und Künstler. Das erste Tagungslokal war der „Palmsche Bau“, später wurde im Hotel „Krone“ gearbeitet und 1923 wechselte man in das Museum am Marktplatz. Im Jahr 1933 lösten sich die Stuttgarter Logen sowie das Esslinger Kränzchen auf Druck der Nationalsozialisten auf.

Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges trafen sich in Stuttgart einige Brüder, um zu beraten, wie die Logen wieder zum Leben erweckt werden können. Dank der Unterstützung des Militärbefehlshabers von Württemberg, Bruder Oberst Willliam W. Dawson, und des späteren Ministerpräsidenten des Landes, Bruder Reinhold Maier, konnte im September 1945 die Sammelloge „Furchtlos und Treu“ gegründet werden. Auch das Kränzchen zur „Katharinenlinde“ wurde wieder aktiviert und bereits am 22. Februar 1947 wurde daraus die Freimaurerloge „Zur Katharinenlinde“. Die Lichteinbringung erfolgte am 15. November 1947 durch den Großmeister der Großloge Württemberg-Baden, Bruder August Hirscher. Dabei überbrachte unter anderem Bruder Henry Bernhard, der frühere Privatsekretär des Reichsaußenministers Stresemann, als Stuhlmeister von „Furchtlos und Treu“ die Glückwünsche seiner Loge. Ein Bruder der ersten Stunde und spätere Meister vom Stuhl (1956–1959) war der frühere Stadtpfarrer von Esslingen, Bruder Dr. Gotthilf Schenkel. Dieser war von 1951 bis 1953 Kultusministers des Landes Württemberg-Baden bzw. später Baden-Württemberg.

 

Zunächst fanden die Zusammenkünfte in der Gaststätte „Zum Goldenen Ochsen“ in der Esslinger Pliensaustraße 29 statt. Im Jahr 1962 zog die Loge an den Landolinsplatz 2. Am 13. Oktober 2001 wurde das Gebäude samt den Logenräumen durch einen Brand schwer beschädigt und unbewohnbar gemacht. Die Logen- und Gästeabende wurden zeitweilig im „Blauen Saal“ des Faulhaberschen Hauses in der Augustinerstraße 22 durchgeführt. Die Tempelarbeiten konnten im Stuttgarter Logenhaus in der Hackländerstraße durchgeführt werden. Im Laufe des Jahres 2002 wurde bekannt, dass in Esslingen-Mettingen in einem ehemaligen Fabrikgebäude Wohnraum entstehen sollte. Die Logenbrüder fassten daraufhin im November 2002 den Beschluss, eigene Räume im Erdgeschoss zu erwerben. Zu dem finanziellen Engagement bedurfte es des großen Einsatzes der Bruderschaft sowie der Unterstützung durch die Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland. Am 28. März 2004 konnten die Logenräume durch den Großmeister der Großloge, Bruder Jens Oberheide, eingeweiht werden. Die Brüder der Katharinenlinde sind seither stolz, in eigenen Räumen Gastgeber für Logenabende und Tempelarbeiten zu sein.

WOHER STAMMT DER NAME „ZUR KATHARINENLINDE“?

 

Der Name der Loge könnte auf die so genannte „Katharinenlinde“ zurückzuführen sein, die bereits in den Tagen der Gründerväter des Kränzchens hoch über dem Neckartal auf Esslinger Gemarkung stand. Wenn man diesen ehrwürdigen Baum als Namenspaten betrachten möchte, dann sollte man ihn und seine Geschichte etwas genauer betrachten. Zweifelsfrei ist die heutige Katharinenlinde eine Tilia Cordata, eine Winter- oder Steinlinde. Diese Winterlinde ist die letzte in einer Reihe von Linden, die die Bezeichnung Katharinenlinde trugen. Ihre Geschichte ist jedoch reichlich verworren.

 

Zunächst kann man sagen, dass es auf der Rüdener Heide lediglich ein Gewann mit Namen „Katharinenlinde“ gibt. Auf diesem standen und stehen mehrere Linden. Ein besonders großes Exemplar soll bis 1878 vor der heutigen Gaststätte gleichen Namens und dem Aussichtsturm gestanden haben. Dieser Baum könnte vom Volksmund „Katharinenlinde“ genannt worden sein. Vermutlich aus Altersschwäche musste er 1878 gefällt werden. In seiner Nähe wurden wenig später sieben neue Linden gepflanzt. Die unweit befindliche Waldschenke oberhalb Uhlbachs trägt wohl nicht ohne Grund den Namen „Sieben Linden“. Etwa 150 Meter abseits diese Siebener-Gruppe soll jedoch bereits um das Jahr 1800 auch der Esslinger „Ochsenwirt“ Gugel eine Linde gepflanzt haben. Dabei könnte es sich um jenen Baum gehandelt haben, der am 28. August 1950 durch einen Gewittersturm stark beschädigt wurde und der ebenfalls als „Katharinenlinde“ firmierte. Denkbar ist aber auch, dass der Gugel’sche Baum den Namen erst erhalten hat, als das altersschwache Exemplar gefallen war. 50 Meter südlich des Gugel’schen Baumriesen wurde am 10. März 1951 durch die Esslinger Stadtgärtner eine neue Linde gesetzt. Diese Linde wurde von der Freimaurerloge „Zur Katharinenlinde“ gestiftet.

 

Der markante Baum in reizvoller Gegend war wohl schon im 19. Jahrhundert ein Anziehungspunkt für Wanderer und Ausflügler. Es liegt auf der Hand, dass die Kränzchengründer just diesen Baum als Namensgeber auserkoren haben. Dass sich auch die Gründer der Loge mit diesem Baum verbunden fühlten, zeigen die zahlreichen Wanderungen zur Linde. Wie die Linde ihren Namen erhalten hat, darüber kann nur spekuliert werden. Vier Frauen könnten Patin gestanden haben: Die heilige Katharina von Alexandrien, eine Gräfin Katharina, von der die „Sage von der Katharinenlinde“ berichtet, die alemannische Priesterjungfrau Thrute Wola, die nach ihrer Taufe den Namen Katharina erhalten haben soll, und Katharina Pawlowna Romanowa, Großfürstin von Russland und spätere Königin von Württemberg.